Die Frage, was uns heilig ist, ist von Anfang an eine wichtige Dimension des "Rechte der Natur-Diskurses". Rita Homfeldt, Autorin beim Bayerischen Rundfunk", beschäftigte sich in ihrem Feature mit der Natur als "lebendigem Gegenüber" und dem Paradigmawechsel im Denken und Fühlen, der mit den Rechten der Natur - jenseits juristischer Spären - einhergehen kann. Sehr empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch die ARTE-Dokumentation "Was ist uns heilig".
Die Gattung Mensch ist an den biologischen und physischen Belastungsgrenzen des Planeten angelangt und wir müssen das Ruder so schnell wie möglich herumreißen. Das ist nicht einfach. Und dafür brauchen wir Energie und Mut und Gemeinschaft. Hildegard Kurt, Kulturwissenschaftlerin und im Kontext Erdcharta aktiv, und Mitkämpferin für die Rechte der Natur - bietet Workshops an, die uns dabei helfen, nicht nur verstehen, worum es heute geht, sondern auch die Kraft zu finden, das zu tun, was möglich ist. Sie zeigt auf, wo es Ermutigendes und Inspirierendes gibt, das Kraft für konstruktives Handeln gibt. Im April bietet sie folgende Erfahrungswerkstatt in Berlin an: Erkundung am Epochenrand: Wie gelangen wir zu einem anderen Denken und Handeln? Erfahrungswerkstatt in Berlin, 20. April 2024, 11–18 Uhr Weitere Information und zur Anmeldung
2. Februar 2024. Dr. Hildegard Kurts Vortrag im Rahmen der Tagung „Rechte der Natur ins Grundgesetz – eine Chance zur Transformation des anthropozentrischen Weltbildes“ in Münster stieß auf großes Interesse. Ihre Analyse beginnt mit der Aufklärung, die die Natur zu einem Ding, einem Objekt erklärt hat. Ein Sack voller Rohstoffe, den wir grenzenlos vernutzen können. Die ökologischen Krisen der Gegenwart haben uns die Grenzen dieses Denkens und Handelns aufgezeigt. Wir erkennen heute, dass die Natur mächtiger ist als wir und Subjekt der Geschichte (Bruno Latour). Das kann so nicht bleiben. Denn es zerstört die Natur und uns selbst.
Das westliches Zivilisationsmodel steckt in der Krise. Das hat auch mit unserem falschen Bild von der Natur zu tun. Wir nehmen in der Regel nur wahr, was messbar ist: Die naturwissenschaftlich beschreibbare »Außenseite«. Doch es ist die Innenseite der Welt, die der Natur ihren Wertverleiht, da sie für Subjektivität, Freiheit, Gefühl, Kreativität und Kommunikation steht. Ein grandioses - aber auch sehr anspruchsvolles - Plädoyer für einen anderen Blick in die Welt.
Mit Martha Nussbaum stärkt ein weiteres Philosophisches "Schwergewicht" die Forderung nach Rechten für Tiere. Sie legt ihren Schwerpunkt auf die erstaunlichen Fähigkeiten, über die Tiere verfügen und auf das Recht eines jeden Lebewesens seine Potenziale voll zu Entfalten. In diesem TTT-Beitrag über Martha Nussbaums Buch "Gerechtigkeit für Tiere" erläutert Prof. Jens Kersten ("Das ökologische Grundgesetz") warum eine Grundgesetzreform dafür eine wichtige Voraussetzung ist.
Immanuel Kant schrieb 1798: „Daß der Mensch in seiner Vorstellung das Ich haben kann, erhebt ihn unendlich über alle auf Erden lebenden Wesen." Deshalb sei er eine Person wohingegen die vernunftlosen Tiere Sachen seien, mit denen man nach Belieben schalten und walten könne." Nur Menschen, so seine Argumentation, seine vernunftbegabt. Sie alleine könnten in einem wechselseitigen Verhältnis moralischer Gesetzgebung stehen und seien nur Angehörigen der eigenen Art gegenüber moralisch verpflichtet. Falsch, meint Christine M. Korsgaard, Professorin für Philosophie in Harvard und selbst eine bedeutende Denkerin in der Nachfolge Immanuel Kants: Auch nicht-menschliche Tiere können ein „Zwecke an sich selbst“ sein. Der Deutschlandfunk hat ein sehr interessantes Interview mit ihr gesendet. Hier geht es zum Interview.
Mit seinem Buch "Indigenialität" gelingt dem Biologen und Philosophen Andreas Weber etwas außergewöhnliches: Er entwirft eine Kosmologie, die die tiefe soziale und ökologische Krise, in der sich die Welt befindet, heilen könnte.
Sein Vorschlag: Wir können von den indigenen Völkern lernen, wie wir in eine neue Epoche der Harmonie mit der Natur eintreten können. Immerhin hat es unser sich selbst gerne „modern“ nennende Weltbild, das von sich behauptet rational und wissensbasiert zu sein, in nur einer Generation geschafft, diesen einzig-artigen Planeten in eine tiefe ökologische Krise zu führen. Und in Krisen entscheidet sich ja bekanntermaßen, ob ein Organismus gesundet oder nicht.
Das HAUS DER ZUKUNFT nimmt Abschied von dem deutschen Physiker und Naturphilosophen Klaus Michael Meyer-Abich. Er starb nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren am 19. April 2018 in Hamburg. „Frieden mit der Natur“ war sein großes Thema. Von 1984 bis 1987 gehörte er als parteiloser Präses der Behörde für Wissenschaft und Forschung dem Hamburger Senat an. In der Traueranzeige des Senats heißt es: „Im Spannungsfeld von politischer Verantwortung und realpolitischen Herausforderungen einerseits und seiner wissenschaftlichen Profession andererseits hat er sich stets für den Einklang von Mensch und Natur eingesetzt.“