Diese Rezension von Peter C. Mohr beleuchtet die bahnbrechenden Gedanken von Bernd Söhnlein in seinem Werk „Die Natur im Recht“, das eine Rechtsordnung entwirft, die der Natur eigene Rechte und Würde zuspricht. Anhand der historischen Entwicklung und der gegenwärtigen Gesetze in Deutschland hinterfragt Söhnlein den Menschen als Ausbeuter der Natur. Er fordert die Anerkennung der Natur als ökologische Person, um ihre Schutzbedürfnisse in der Verfassung zu verankern.
Der Politologe Claus Leggewie präsentiert in einem äußerst sehenswerten Beitrag auf Das Erste in der ARD Mediathek seine Vision eines Naturparlaments. Angesichts des menschengemachten Klimawandels und des fortschreitenden Artensterbens, die die Erde an ihre Belastungsgrenzen bringen, fordert Leggewie entschiedenes Handeln und einen umfassenden ökologischen Wandel in der Politik.
Die Frage, was uns heilig ist, ist von Anfang an eine wichtige Dimension des "Rechte der Natur-Diskurses". Rita Homfeldt, Autorin beim Bayerischen Rundfunk", beschäftigte sich in ihrem Feature mit der Natur als "lebendigem Gegenüber" und dem Paradigmawechsel im Denken und Fühlen, der mit den Rechten der Natur - jenseits juristischer Spären - einhergehen kann. Sehr empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch die ARTE-Dokumentation "Was ist uns heilig".
Die Gattung Mensch ist an den biologischen und physischen Belastungsgrenzen des Planeten angelangt und wir müssen das Ruder so schnell wie möglich herumreißen. Das ist nicht einfach. Und dafür brauchen wir Energie und Mut und Gemeinschaft. Hildegard Kurt, Kulturwissenschaftlerin und im Kontext Erdcharta aktiv, und Mitkämpferin für die Rechte der Natur - bietet Workshops an, die uns dabei helfen, nicht nur verstehen, worum es heute geht, sondern auch die Kraft zu finden, das zu tun, was möglich ist. Sie zeigt auf, wo es Ermutigendes und Inspirierendes gibt, das Kraft für konstruktives Handeln gibt. Im April bietet sie folgende Erfahrungswerkstatt in Berlin an: Erkundung am Epochenrand: Wie gelangen wir zu einem anderen Denken und Handeln? Erfahrungswerkstatt in Berlin, 20. April 2024, 11–18 Uhr Weitere Information und zur Anmeldung
2. Februar 2024. Dr. Hildegard Kurts Vortrag im Rahmen der Tagung „Rechte der Natur ins Grundgesetz – eine Chance zur Transformation des anthropozentrischen Weltbildes“ in Münster stieß auf großes Interesse. Ihre Analyse beginnt mit der Aufklärung, die die Natur zu einem Ding, einem Objekt erklärt hat. Ein Sack voller Rohstoffe, den wir grenzenlos vernutzen können. Die ökologischen Krisen der Gegenwart haben uns die Grenzen dieses Denkens und Handelns aufgezeigt. Wir erkennen heute, dass die Natur mächtiger ist als wir und Subjekt der Geschichte (Bruno Latour). Das kann so nicht bleiben. Denn es zerstört die Natur und uns selbst.
Münster, 1. und 2. Februar. Zur Tagung „Rechte der Natur ins Grundgesetz – eine Chance zur Transformation des anthropozentrischen Weltbildes“ hatten das Netzwerk Rechte der Natur, das Institut für theologische Zoologie, das Zentrum für interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung der Universität Münster (ZIN) und die Katholische Akademie Franz Hitze Haus in Münster gemeinsam eingeladen. Die Tagung war sehr gut besucht und begeisterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Der Biologe und Theologe leitete das Institut für Theologische Zoologie an der Universität Münster. In dem Interview, das er dem Domradio gab, beklagt er, dass alle fünfzehn Minuten weltweit eine Art ausgerottet wird und verweist er auf konkrete Erfolge, die die Rechte der Natur weltweit inzwischen vorweisen können. Er bekennt, dass er "guter Hoffnung" ist, dass die Rechte der Natur verwirklicht werden: "Denn die Vorgeschichte ist sehr plausibel. In Europa entwickelt sich gerade im Blick auf den "Green Deal" eine enorme Dynamik. Das Bewusstsein der Menschen wird stärker. Sowohl das Bewusstsein derer, die mit Tieren leben, also die ihre Hunde und Katzen sehr wohl als Persönlichkeiten wahrnehmen, als auch das Wissen um die Zugehörigkeit von uns in den Ökosystemen. Dieses Wissen darum und die Erfahrungen darum werden immer größer. Die gilt es jetzt auch stark zu machen und entsprechend juristisch voranzuschreiten."
Papst Franziskus hat in seinem jüngsten Apostolischen Schreiben erneut eine eindringliche Botschaft über unsere Beziehung zur Natur veröffentlicht. Unter dem Titel "Laudate Deum: Apostolisches Schreiben zur Klimakrise" ruft er nicht zum ersten Mal zu einem tiefgreifenden Wandel in unserer Wahrnehmung und Beziehung zur Natur auf. In „Laudate Deum“ vom 4. Oktober 2023 sendet er eine weitere klare Botschaft und fordert einen Paradigmenwechsels in unserer Beziehung zur Natur. Hier geht es zu Laudate Deum.
Den KünstlerInnen Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten verdanken wir die aufregend schöne Ausstellung „wir wachsen und wachsen und wachsen“. Mit den Geschichten, die sie winzige Lebewesen erzählen lassen, gelingt es ihnen, unser Teil-der-Natur-Sein aus einer neuen Perspektive erfahrbar zu machen. Denn die Natur braucht uns nicht und wird uns überleben. Sicher ist: Die Natur hat immer das letzte Wort. Es liegt nun an uns, das Recht der Natur auf Wiederherstellung, Leben und Entwicklung durchzusetzen.
Wenn die Natur Rechte hat, wer spricht dann für Sie vor Gericht? Eine Gruppe von KünstlerInnen, DesignerInnen und ProgrammiererInnen geben auf diese Frage eine neue, kreative Antwort. Sie arbeiten an einer Visualisierungslösung, indem sie AVATARE programmieren. Echtzeit Avatare könnten eines Tages die Stimme (oder eine der Stimmen) der Natur vor Gericht sein und auf diese Weise helfen, die komplexe Vielfalt von Ökosystemen und ihren Teilen mehrdimensional erlebbar zu machen.
Buenos Aires, 16. Januar 2023. Die Konföderation der Mapuche von Neuquén feiert, dass die argentinische Provinz Neuquén endlich das Recht auf Konsultation (Consulta Indígena) in Kraft gesetzt hat. 21 Jahre lang hatte der Stamm dafür gekämpft. Jetzt sind keine Eingriffe in die Natur dort ohne ihre Zustimmung möglich. Rechtssichere Planung auf dem Gebiet des Stammes – auf dem sich viele Bodenschätze befinden - darunter Gas und Ölvorkommen - sind ohne Mitsprache der Mapuche nicht mehr möglich. „Wir nutzen unsere Rechte, um unser eigenes Entwicklungskonzept zu verteidigen, das ein gutes Leben zum Ziel hat. Die Mapuche wünschen sich eine Entwicklung innerhalb des mapuce kimvn (Wissen der Ahnen), ein „gutes Leben“ (Buen Vivir) und das Gleichgewicht zwischen den Menschen und ihrer Umwelt. Sie verteidigen die Ordnung der Natur (azmogen), welche den zerstörerischen Kapitalismus herausfordert“, schreibt die Konföderation der Mapuche von Neuquén (Consejo Zonal Xawnko) auf ihrer Facebook-Seite. Mehr Informationen finden Sie hier.
Immanuel Kant schrieb 1798: „Daß der Mensch in seiner Vorstellung das Ich haben kann, erhebt ihn unendlich über alle auf Erden lebenden Wesen." Deshalb sei er eine Person wohingegen die vernunftlosen Tiere Sachen seien, mit denen man nach Belieben schalten und walten könne." Nur Menschen, so seine Argumentation, seine vernunftbegabt. Sie alleine könnten in einem wechselseitigen Verhältnis moralischer Gesetzgebung stehen und seien nur Angehörigen der eigenen Art gegenüber moralisch verpflichtet. Falsch, meint Christine M. Korsgaard, Professorin für Philosophie in Harvard und selbst eine bedeutende Denkerin in der Nachfolge Immanuel Kants: Auch nicht-menschliche Tiere können ein „Zwecke an sich selbst“ sein. Der Deutschlandfunk hat ein sehr interessantes Interview mit ihr gesendet. Hier geht es zum Interview.
Traurigkeit und depressive Verstimmung hinterlässt der dreistündige Animationsfilm Avatar 2 (Der Weg des Wassers) bei manch jungem Besucher/Besucherin. Das Phänomen heißt "Post-Avatar-Depressions-Syndrom" und bekommt viel Aufmerksamkeit in den Medien. CNN, Guardian aber auch WELT und STERN haben darüber berichtet. Avatar ist vermutlich einfach zu schön. Zu schön, um wahr zu sein. die Geschichte spielt auf dem Mond Pandora, in einer Welt, in der der Dualismus Mensch/Natur aufgehoben ist. Er entführt in eine traumhaft schöne Welt, in der menschenähnliche Wesen in perfekter Symbiose mit einer bunten Wasserwelt leben. Der Zuschauer taucht in eine Natur ein, deren Vielfalt und Schönheit so ergreifend ist, dass es Zuschauer und Zuschauerinnen gibt - vor allem junge Menschen - die diesen Ort nie wieder verlassen wollen. Denn alle Sehnsüchte nach Harmonie und Einklang mit der Natur (und dem Wunsch diese Welt zu verteidigen) werden für (viel zu kurze) drei Stunden erfüllt.
Anlässlich der Veranstaltung "Die Zeit ist reif für Utopien" hat die Frankfurter Rundschau ein sehr lesenswertes Interview Alberto Acosta Espinosa, ehemaliger Präsident der Verfassungsgebenden Versammlung Ecuadors, über die Natur als Wegweiserin für die Gesellschaft veröffentlicht. Acosta macht noch einmal deutlich, dass die Rechte der Natur, anders als jede Umweltschutzgesetzgebung, eine biozentrische erfordert. Acosta: "Kein Lebewesen steht im Zentrum, aber das Leben steht immer an erster Stelle. Diese alternative Ethik achtet den ureigenen Wert all derer, die die Natur ausmachen. Alle Lebewesen, einschließlich der Tiere, haben einen besonderen Stellenwert, auch wenn sie für den Menschen nicht von Nutzen sind. Dies führt uns zu der Einsicht, dass die Natur als soziales Konstrukt, als ein von Menschen konzipierter Begriff, in ihrer Gesamtheit neu interpretiert und überdacht werden muss, wenn wir das menschliche Leben auf dem Planeten nicht gefährden wollen. Zu Beginn jeder Überlegung sollten wir akzeptieren, dass der Mensch nicht außerhalb der Natur steht und dass die Natur biophysikalische Grenzen hat. Der Mensch ist Natur.... " Hier geht es zum Interview
Für die Kichwa-Indigenen aus Sarayaku, einem Gebiet in der Amazonasregion von Ecuador ist KAWSAK SACHA, das Konzept der „Lebenden Wälder " von allergrößter Bedeutung. Mit einer großen und vielfältigen Veranstaltung haben sie KAWSAK SACHA Konzepte der Öffentlichkeit präsentiert. Mehrere hundert Indigene nahmen dafür den weiten Weg aus dem Wald in die Hauptstadt Quito auf sich. Dies war ihre Botschaft: "KAWSAK SACHA ist ein lebendiges Wesen mit Bewusstsein, das sich aus allen Wesen des Dschungels zusammensetzt, von den kleinsten bis zu den größten und höchsten. Es umfasst die Wesen der tierischen, pflanzlichen, mineralischen, spirituellen und kosmischen Welt, die mit den Menschen in Verbindung stehen und ihnen das geben, was notwendig ist, um ihre psychologischen, physischen und spirituellen Facetten wiederzubeleben und so die Energie, das Leben und das Gleichgewicht der ursprünglichen Völker wiederherzustellen.
Robin Wall Kimmerer ist Mitglied des indigenen Volkes der Citizens Potawatomi Nations und Professorin der State University of New York am College für Umweltwissenschaften und Forstwirtschaft. Ihr Buch „Braiding Sweetgrass“ enthält eine Sammlung von Essays, in denen sie das Naturverständnis ihrer indigenen Gemeinschaft beschreibt und mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Forschung verbindet. Eine Buchempfehlung von Carina Czupor.
Westliches Denken neigt noch immer dazu, den Menschen als von der Natur getrennt zu begreifen. In der Nachfolge von Descartes, Kant und Hegel hat sich ein Freiheitsverständnis entwickelt, das die Autonomie des Menschen betont und zwar nicht nur gegenüber der Gesellschaft, sondern auch gegenüber der Natur. Eine so verstandene Autonomie begünstigt Entwicklungen, die Mitverantwortlichkeiten gegenüber „anderen“ als freiheitsbegrenzend empfindet oder gar völlig ablehnt. Die damit einhergehenden gesellschaftlichen Verwerfungen können durch die Sozialgebundenheit von Freiheit und Eigentum, zumindest im Ansatz, aufgefangen werden. So wie es der soziale Rechtsstaat verspricht.
Sozialwissenschaftler und Ethiker Dr. Thilo Hagendorff erspart seinen Lesern nichts. Wer Fleisch mag, dem muss der Bissen im Halse stecken bleiben, wenn ihm so deutlich vor Augen geführt wird, mit wie viel Leid, Sadismus und Brutalität die „Fleischproduktion“ (schon der Begriff ist monströs) einhergeht. Sein Buch "Was sich am Fleisch entscheidet" ist ein überzeugende Aufforderung vegan zu Leben und eine gute Begründung für eine Ethik der Achtsamkeit. Denn nicht nur auf die Politik, sondern auch auf jeden Einzelnen von uns kommt es an. Und unser Haltung gegenüber der Tierfrage ist wichtiger als wir glauben.
Mit seinem Buch "Indigenialität" gelingt dem Biologen und Philosophen Andreas Weber etwas außergewöhnliches: Er entwirft eine Kosmologie, die die tiefe soziale und ökologische Krise, in der sich die Welt befindet, heilen könnte.
Sein Vorschlag: Wir können von den indigenen Völkern lernen, wie wir in eine neue Epoche der Harmonie mit der Natur eintreten können. Immerhin hat es unser sich selbst gerne „modern“ nennende Weltbild, das von sich behauptet rational und wissensbasiert zu sein, in nur einer Generation geschafft, diesen einzig-artigen Planeten in eine tiefe ökologische Krise zu führen. Und in Krisen entscheidet sich ja bekanntermaßen, ob ein Organismus gesundet oder nicht.
Corinne Pelluchon, Professorin für Philosophie an der Universität Paris-Ost Marne-la-Vallee, ist es gelungen mit ihrem "Manifest für die Tiere" ein höchst politisches Buch zum Thema Rechte der Natur vorzulegen. Radikal in ihrer philosophischen und politischen Analyse, übersetzt sie ihre Forderung nach der Abschaffung jedweder Ausbeutung von Tieren in pragmatische Vorgehensweisen.
Es ist nicht so häufig, dass Bücher über die „Zukunftsfrage Artensterben“ in der SPIEGEL-Bestseller-Liste landen. Mit ihre 238 Seiten starken Buch „Über Leben“ ist es Dirk Steffens und Fritz Haberkus geschafft, dieses bisher unterbewertete Thema öffentlichkeitswirksam aufzubereiten und zu sehr erfolgreich zu vermarkten.
Dass Schweine wg. Kindsmord zum Tod verurteilt wurden, ist zugegebener Maßen eine Weile her. Dennoch geschah es häufig genug, um in den Archiven der Gerichte dokumentiert zu sein. Frei vagabundierende Schweine waren eine öffentliche Gefahr. Kleine Kinder wurden von manchen unter ihnen als leichte Beute betrachtet.
Wie würden hoch entwickelte Besucher aus dem Weltall mit uns umgehen? Würden sie uns genauso gefühllos behandeln, wie die Milliarden von Lebewesen, die wir jährlich schlachten? Anders gefragt: Würden wir die ersten extragalaktischen Lebewesen schlachten und essen, nur weil sie uns fremd ist oder würden wir nicht alles versuchen, um sie kennen zu lernen und zu verstehen? Wenn ja. Warum verhalten wir uns nicht ähnlich mitfühlend und interessiert gegenüber unseren Mitgeschöpfen? Sue Donaldson und Will Kymlicka, die Autoren des Buches Zoopolis, plädieren für ein gleichberechtigtes Miteinander von Tier und Mensch und machen Vorschläge, wie ein solcher Wandel politisch und rechtlich gestaltet werden kann.
Karsten Brensing, Meeresbiologe und promovierter Verhaltensforscher, hat mit Unterstützung einer Vielzahl von Experten und Wissenschaftlern die „Individual Rights Initiative“ gegründet. IRI setzt sich dafür ein, dass Tiere individuelle Rechte zuerkannt bekommen. Für den Verhaltensforscher Brensing ist klar: Menschen sind nicht die einzigen vernunftbegabten Wesen auf der Erde. Auch "tierische Personen" haben ein Anrecht auf Leben, Freiheit und Sicherheit.
Das HAUS DER ZUKUNFT nimmt Abschied von dem deutschen Physiker und Naturphilosophen Klaus Michael Meyer-Abich. Er starb nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren am 19. April 2018 in Hamburg. „Frieden mit der Natur“ war sein großes Thema. Von 1984 bis 1987 gehörte er als parteiloser Präses der Behörde für Wissenschaft und Forschung dem Hamburger Senat an. In der Traueranzeige des Senats heißt es: „Im Spannungsfeld von politischer Verantwortung und realpolitischen Herausforderungen einerseits und seiner wissenschaftlichen Profession andererseits hat er sich stets für den Einklang von Mensch und Natur eingesetzt.“
Die „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ lautet der Titel des inzwischen mit vielen Preisen ausgezeichneten Sachbuchs, das kürzlich im Randomhausverlag erschienen ist.