Die ecuadorianischen Wähler haben am Sonntag mehrheitlich für den Schutz eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt gestimmt. Das Referendum, das die Ölbohrungen im Ölfeld Yasuní Ishpingo-Tambococha-Tiputini stoppt, war erfolgreich. Der 198.000 Hektar große Park bietet Lebensraum für 1.130 Baumarten (das sind mehr als die USA und Kanada zusammen) und 165 Säugetierarten, 630 Vogelarten und über 100.000 Insektenarten pro Hektar. Er ist als ökologischer Hotspot für die ganze Welt von Bedeutung. Im Yasuni Nationalpark leben die Waorani, Kichwa und Shuar und bisher nicht kontaktierte Völker wie die Tagaeri- und Taromener-Stämme. Die Ölbohrungen auf dem Territorium dieser Stämme stellt nach Einschätzung von Experten eine enorme Bedrohung für ihr Überleben dar und trägt dazu bei, den Klimawandel zu verschärfen.
Im August entscheidet die Bevölkerung Ecuadors mit einem Referendum über die Zukunft des Yasuní-Nationalparks. Die Menschen können dabei entweder für den Schutz des Regenwalds oder die Ausweitung der Erdölförderung im Amazonasgebiet stimmen. Unser Rechte-der-Natur-Netzwerkpartner "Rettet den Regenwald e.V." arbeitet intensiv daran, die Informationskampagne für ein "JA" zur Rettung des Yasuní zu einem Erfolg zu bringen.
Der Intag-Widerstands-Raktenfrosch (Quelle Re:Wild) und seine KollegInnen haben maßgeblich geholfen, die Pläne für den Kupferabbau in dem ökologisch besonders wertvollen Regenwald erst einmal zu stoppen.
Die Bewegung „Rechte der Natur“ hat in Ecuador einen weiteren bahnbrechenden Sieg errungen: Gemeinden, Wissenschaftler, Ökologen, Verfechter der Rechte der Natur kämpfen seit mehr als 30 Jahren darum, den Intag-Nebelwald, ein einzigartiger Biodiversitäts-Hotspot in Ecuador zu schützen. Anfang April hat das Verfassungsgericht von Ecuador den Bergbau im Intag-Tal verboten. Das Tal ist Heimat zahlreicher vom Aussterben bedrohter Arten. Darunter zwei kürzlich wiederentdeckte – als ausgestorben geltende – Froscharten. Der Kampf um die Rettung des Intag Valley ist vielleicht die „ längste Widerstandsbewegung gegen den Bergbau in der Geschichte Lateinamerikas “.
Anlässlich der Veranstaltung "Die Zeit ist reif für Utopien" hat die Frankfurter Rundschau ein sehr lesenswertes Interview Alberto Acosta Espinosa, ehemaliger Präsident der Verfassungsgebenden Versammlung Ecuadors, über die Natur als Wegweiserin für die Gesellschaft veröffentlicht. Acosta macht noch einmal deutlich, dass die Rechte der Natur, anders als jede Umweltschutzgesetzgebung, eine biozentrische erfordert. Acosta: "Kein Lebewesen steht im Zentrum, aber das Leben steht immer an erster Stelle. Diese alternative Ethik achtet den ureigenen Wert all derer, die die Natur ausmachen. Alle Lebewesen, einschließlich der Tiere, haben einen besonderen Stellenwert, auch wenn sie für den Menschen nicht von Nutzen sind. Dies führt uns zu der Einsicht, dass die Natur als soziales Konstrukt, als ein von Menschen konzipierter Begriff, in ihrer Gesamtheit neu interpretiert und überdacht werden muss, wenn wir das menschliche Leben auf dem Planeten nicht gefährden wollen. Zu Beginn jeder Überlegung sollten wir akzeptieren, dass der Mensch nicht außerhalb der Natur steht und dass die Natur biophysikalische Grenzen hat. Der Mensch ist Natur.... " Hier geht es zum Interview
In der Vierteljahreszeitschrift „Kritische Justiz“ ordnet Dr. Andreas Gutmann das Urteil des ecuadorianischen Verfassungsgerichtes im Fall Los Cedros ein. Der Wert dieses Urteils, so Gutmann, besteht nicht nur darin, dass das Verfassungsgericht die Bergbauprojekte in dem Nationalpark gestoppt hat. Das Urteil präzisiert und konkretisiert die Rechte der Natur und nimmt so Einfluss auf die weitere Rechtsprechung der ecuadorianischen Gerichte und die Auslegung des Artikel 71, Absatz 1, der lautet: „Patcha Mama, in der sich das Leben realisiert und reproduziert, hat das Recht, dass ihre Existenz, ihr Erhalt und die Regenerierung ihrer Lebenszyklen, Struktur, Funktionen und Entwicklungsprozesse umfassend respektiert werden“.
QUITO, ECUADOR - In einer beispiellosen Entscheidung hat das Verfassungsgericht Ecuadors den Verfassungsartikel zu den Rechten der Natur durchgesetzt und entschieden, dass in dem Naturschutzgebiet Los Cedros kein Bergbau stattfinden darf. Das Gericht stimmte mit 7 Ja-Stimmen und 2 Enthaltungen. In dem am 1. Dezember veröffentlichten Urteil ordnete das Verfassungsgericht an, dass alle Aktivitäten, die die Rechte der Natur im Schutzgebiet Los Cedros gefährden, nicht erlaubt sind. Es verbietet nicht nur den Bergbau sondern auch alle Arten von extraktiven Aktivitäten. Den Bergbauunternehmen werden auch Wasser- und Umweltgenehmigungen verweigert.
Ecuador ist das einzige Land, in dem „Pacha Mama“ bzw. die Natur in der Verfassung mit Eigenrechten ausgestattet wurde. Dass damit aber keineswegs alle zerstörerischen Eingriffe in die Natur bereits abgewehrt sind, belegen die Prozesse, die seit Jahren zu ihrer Verteidigung geführt werden. Ein wichtiger Sieg, den die Alianza Ceibo, unter der Führung ihre charismatischen Führerin Nemonte Nenquimo 2019 davongetragen haben, veranlasste nun das Times Magazin, die 35jährige Sprecherin der in die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt aufzunehmen.