Zweites brasilianisches Forum für die Rechte der Natur
Indigene Landrechte sind von überragender Bedeutung für die Rechte der Natur
Am 6. und 7. Oktober fand in Ilhéus, Bahia, das zweite Brasilianische Forum für die Rechte der Natur statt. Es betonte die Notwendigkeit der Anerkennung der Rechte der Natur. An dem vom SSRP Impact Fund unterstützten Forum nahmen über 300 Teilnehmer indigener Gruppen, NGOs, UNO-VertreterInnen, WissenschaftlerInnen und AktivistInnen teil. Die Organisatoren des Forums und ihre Partner spielten eine Schlüsselrolle bei der rechtlichen Anerkennung der Rechte des Flusses Laje-Komi-Memen, das einen Paradigmenwechsel beinhaltet, da die Natur als Subjekt mit eigenen verfassungsrechtlichen Rechten anerkennt wird.
Der erste Tag des Forums fand im indigenen Tupinambá-Dorf Tukum statt, das im Mata Atlantica-Regenwald liegt. Ein Biodiversitäts-Hotspot, der durch Immobilienspekulation, Sandabbau und Extraktivismus bedroht ist. Mit Liedern, Tänzen und Reden wurden im Forum indigene Visionen und Praktiken der Beziehungen zu Mutter Erde geteilt. Indigene Führer riefen die Teilnehmer aus aller Welt dazu auf, ihren über 500-jährigen Kampf, um die Anerkennung von Territorien gegen die Kolonialherrschaft direkt zu unterstützen. Dieser anhaltende Kampf bedroht weiterhin das Leben und das Recht dieser Völker auf ein garantiertes Territorium, in dem sie gemäß ihrer Kultur, Sprache, politischen Organisation und im Zusammenleben mit der Natur leben können. Obwohl indigene Völker nur 5 % der Weltbevölkerung ausmachen, schützen sie 80 % der verbleibenden Artenvielfalt der Welt in ihren Territorien, was die Intersektionalität der indigenen Landrechte und der Rechte der Natur unterstreicht.
Am zweiten Tag fand ein von der UN unterstütztes Forum an der staatlichen Universität Santa Cruz in Ilhéus statt, das vor allem dem Ideen- und Wissensaustauschs diente und die Grundlagen für die UN-Erdversammlung in Brasilien legen soll, das im April 2024 stattfinden soll. Vorrangiges Ziel des Forums war die Definition die universellen Rechte der Natur, die für die globale Debatte und die Einbeziehung in die allgemeine Erklärung der Rechte von Mutter Erde von grundlegender Bedeutung sind.
Die Tagung wies auch auf den tragischen Tod von Pataxó Hã Hã Hãe Ivan hin, der deutlich gemacht habe, mit welch lebensbedrohlichen Realität diejenigen konfrontiert sind, die für ihre Rechte kämpfen. Die indigenen Teilnehmerinnen um Hilfe von außen, um ihr Gebiet verteidigen zu können. Er wurde bei seiner Heimreise von bewaffneten Männern angegriffen und in den Arm geschossen und starb, da es an den notwendigen medizinischen Mitteln fehlte, um ihn zu retten. Das Forum forderte die weltweite Anerkennung und den Schutz der Rechte der Natur und wiederholte die Botschaft von Papst Franziskus, die er in seinem jüngsten Apostolischen Schreiben Laudate Deum zum Ausdruck brachte: „Dies ist nicht nur eine Umweltfrage, sondern auch ein soziales Anliegen, das kollektives Handeln erfordert. Jeder müsse den Ernst der Lage erkennen, denn die Zukunft der kommenden Generationen steht auf dem Spiel. Am 8. Oktober fand das erste Kunst- und Kulturfestival für die Rechte der Natur statt. Die Kommunikationskoordinatorin des GARN-Lateinamerika-Hubs, Henny Freitas, nahm an den Veranstaltungen teil. Der erste Teil der Veranstaltung wurde von lokalen indigenen Gemeinschaften geleitet, die formell Beschwerden und Anträge auf Landmarkierung bei der Staatsanwaltschaft einreichen konnten. Der zweite Teil fand an der Staatlichen Universität von Santa Cruz statt - indigene Führer, wie Häuptling Ramón Tupinambá, Anwältin Vanessa Hasson, die Vertreterin des UN-Programms Harmonie mit der Natur, María Mercedes Sánchez, und andere nahmen an dem Dialog teil. Höhepunkt des Nachmittags war das Gesetz, das zum ersten Mal in Brasilien die Rechte eines Flusses anerkennt: der Río Laje in Rondônia.
Weitere Quellen:
https://www.sussex.ac.uk/research/centres/sussex-sustainability-research-programme/news?id=62291