Time Magazin ehrt Nemonte Nenquimo als eine der 100 einflussreichsten Frauen der Welt
Ein historischer Sieg für die Rechte der Natur
"Das ist ein noch nie dagewesener Sieg! Unser Volk hat die Regierung besiegt. Nutzen wir den Sieg für drei Millionen Hektar mehr." Mit diesem Tweet feierten die Waorani 2019 die Entscheidung des Provinzgerichts von Pastaza, das die Erdölförderung auf den von der Regierung freigegebenen 180.000 Hektar untersagte.
Die heute 35-jährige Sprecherin der Waorani ist in der Gemeinde Nemonpare am Curaray-Fluss aufwachsen. Sie besuchte eine Missionsschule außerhalb des Dorfes. Da sie ihre Sprache dort nicht sprechen durfte und ihre Kultur aufgeben sollte, brach sie die Schule ab und kehrte in ihr Dorf zurück. 2018 wurde sie als erste Frau zur Präsidentin der Organisation der Waorani gewählt. In der Time-100 Liste vom 22. September steht Nemonte Nenquimo in der Kategorie "Leaders" neben der US-Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris, Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Ratspräsidentin Ursula von der Leyen.
Das Siedlungsgebiet der Waorani ist eine der letzen noch fast unberührten Regionen des Amazonas-Urwaldes in Ecuador. Die rund 5000 Waorani leben auf rund 600.000 Hektar, die von zahlreichen Flüssen durchzogen, ist. Die östliche Hälfte des Gebietes liegt im Yasuní-Nationalpark. 2013 war der Plan der ecuadorianischen Regierung gescheitert die internationale Staatengemeinschaft dazu zu bewegen, in einen Fond einzuzahlen, der Ecuador dafür entschädigen sollte, dass es auf die Ausbeutung der Rohstoffe in diesem Naturschutzgebiet verzichtet. Nur wenige Staaten waren zu diesem „Deal“ bereit. Als Reaktion darauf öffnete der damalige Präsident Rafael Correa das Naturschutzgebiet für die Ölindustrie - mit verheerenden Folgen für die Umwelt. Im Gebiet der Waorani sind Jagd, Fischfang und Landwirtschaft die Lebensgrundlage der Waldbewohner. Aber auch der Tourismus und die Ölindustrie sind Einnahmequelle geworden.Waorani arbeiten heute als Wachleute, Träger, Bootslenker, Hilfsköche oder Dolmetscher. Trotzdem sehen sie die Ölförderung zunehmend als Bedrohung für die Existenz der Waorani gesehen. 2019 wurde im Namen der Waorani gegen die Ölfördervorhaben der ecuadorianischen Regierung Klage eingereicht. Dabei ging es ganz konkret um ein als Block 22 ausgewiesenes Gebiet, in dem die Waorani-Gemeinschaften von Pastaza leben. Das Gericht in Pastaza erklärte in seinem Beschluss, dass die Waorani von der Regierung und den Ölfirmen betrogen worden waren. Mit dem Urteil hat erstmals ein indigenes Volk in Ecuador Recht bekommen. Das Verfassungsgericht in Quito hat das Urteil später bestätigt.