Bericht zur Tagung „Rechte der mehr-als-menschlichen Welt“

Im Mittelpunkt der Tagung standen hochkarätige Referent*innen, von denen viele der Individual Rights Initiative e.V. angehören.

Am 30. und 31. Januar 2025 fand im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg eine interdisziplinäre Tagung zum Thema der Rechte der mehr-als-menschlichen Welt statt. Ziel der Veranstaltung war es, aktuelle philosophische, juristische und politische Fragestellungen zur Mensch-Tier-Natur-Beziehung zu diskutieren und mögliche Perspektiven für eine zukünftige rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung nicht-menschlicher Akteure zu erörtern.

Tag 1: Grundlagen und juristische Aspekte
Die Tagung wurde mit einer Begrüßung durch Prof. Dr. Daniel Hess, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, eröffnet. Es folgte ein Vortrag von PD Dr. Alexandra Böhm, die die Frage aufwarf, ob Rechte der mehr-als-menschlichen Welt ein besseres Zusammenleben ermöglichen könnten. Daran anschließend beleuchtete Dr. Karsten Brensing kognitive Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier und reflektierte die Rolle des Instinkts. Dr. Marion Mangelsdorf und Prof. Dr. Gabriele Dürbeck ergänzten die Diskussion mit posthumanistischen Ansätzen und literaturwissenschaftlichen Betrachtungen zur Biodiversität in der Gegenwartsliteratur.

Prof. Dr. Hess war bei jedem Vortrag anwesend und unterstrich damit die Bedeutung der Veranstaltung für das Museum.

Am Nachmittag rückten philosophische und juristische Perspektiven in den Fokus. Prof. Dr. Tilo Wesche thematisierte die Eigentumsfrage der Natur und stellte Konzepte zur rechtlichen Anerkennung natürlicher Entitäten vor. Dr. Carolin Raspé plädierte für die Einführung einer dritten Rechtspersönlichkeit für Tiere, während Prof. Dr. Bernd Ladwig über die politische Repräsentation von Tieren sprach.

Ein weiterer Schwerpunkt war die juristische Stellvertretung der mehr-als-menschlichen Welt. Dr. Philipp von Gall diskutierte mögliche Wege, Tiere politisch zu repräsentieren, während PD Dr. Katrin Trüstedt die Frage aufwarf, wer für Gaia sprechen könne. Den Abschluss bildete eine prominent besetzte Podiumsdiskussion zum Thema „Menschenrechte im Kontext planetarer Umweltkrisen“.

Tag 2: Historische und globale Perspektiven

Der zweite Tag begann mit einer historischen Betrachtung der Naturrechte. Prof. Dr. Andreas Hetzel stellte die Entwicklung vom traditionellen Naturrecht hin zu modernen Konzepten vor. Dr. Annette Mehlhorn analysierte die Situation in Lateinamerika und ging dabei auf unterschiedliche Umsetzungen der Rechte der Natur ein.

In der Sektion „Rechte in Theorie und Praxis“ wurden aktuelle juristische und ethische Fragestellungen diskutiert. Eberhart Theuer sprach über gewaltfreies Zusammenleben und individuelle Rechte. Prof. Dr. Markus Wild stellte die Primateninitiative in Basel vor, und Dr. Judith Benz-Schwarzburg thematisierte die Grenzen des klassischen Tierschutzes anhand aktueller Forschung zu empathischen Ratten und fürsorglichen Kühen.

Multispezies-Gesellschaften und Abschlussdiskussion
Der letzte Abschnitt widmete sich dem Konzept der Multispezies-Gesellschaften. Prof. Dr. Andreas Oberprantacher beleuchtete kooperative Lebensweisen zwischen Menschen und anderen Spezies im Bereich des Bauens. Prof. Dr. Jessica Ullrich präsentierte künstlerische Ansätze zu radikalen Multispezies-Utopien, während Prof. Dr. Martin Ullrich Musik als Interaktionsform zwischen Mensch und Tier untersuchte.

Den Abschluss der Tagung bildete eine Diskussion über die „Nürnberger Thesen“. In der Zielsetzung war man sich einig, in der Ausformulierung noch nicht. Geplant ist, die Erkenntnisse der Tagung in die Thesen einfließen zu lassen.

Zurück