Das Eigentumsrecht nutzen, um die Natur zu schützen?
Die Stärke des Eigentumsrechts nutzen
Schon länger angekündigt und jetzt im Suhrkamp-Verlag erschienen: „Die Rechte der Natur – Vom nachhaltigen Eigentum“ von Prof. Dr. Tilo Wesche. Das Buch ist Teilergebnis seiner Arbeiten im Rahmen des interdisziplinären Forschungsschwerpunktes Strukturwandel des Eigentums.
Eigentumsrechte sind für Wesche die wichtigste Ursache und zugleich die Lösung: Da es die Eigentumsrechte sind, die die Natur verfügbar machen, lässt sich gegen die zerstörerischen Folgen der Eigentumsrechte an der Natur, nur etwas ausrichten, wenn man sie mit seinen eigenen Waffen schlägt. Denn wenn der Natur selber diese Güter gehören - wenn sie Eigentumsrechte an sich selber hat – hat sie ein Recht auf eine nachhaltige Nutzung ihrer Güter – wie dies für jedes andere Eigentum und seine Nutzung in unserer Rechtsordnung auch die Norm ist. Damit die Natur ein Eigentum an sich selber haben und einklagen kann, ist notwendig, sie als Rechtssubjekt in unserer Verfassung zu etablieren. Tilo Wesche sieht sich in der Kontinuität der "Dialektik der Aufklärung" (Adorno/Horkheimer).
Er spricht sich gegen eine romantische Aufladung und Verklärung der Natur aus, weil dies die Gefahr in sich trägt, dass die Freiheitsgewinne der Aufklärung verspielt würden. Die Begrifflichkeiten und die Denkweisen der Aufklärung müsse weiter entwickelt werden und in die Idee ökologischer Eigenrechte münden. Nachhaltige Eigentumsrechte hält Wesche für den Weg, auf dem bestehende Produktions- und Konsumtionsverhältnisse transformiert werden könnten. Sie seien geeignet, eine sozial-ökologische Transformation anzustoßen. Indem die Rechte der Natur in Gestalt nachhaltiger Eigentumsrechte institutionalisiert würden, münde die sozial-ökologische Transformation in den Bahnen eines Strukturwandels des Eigentums. Was der Natur gehöre, wäre kraft Eigentumsschutz vor dem Zugriff anderer geschützt. Menschen könnten nicht mehr frei über Naturgüter verfügen, weil die Natur nicht ihn alleine, sondern auch der Natur gehören.
Sie sind für ihn zwar der, aber keineswegs das Ziel. Denn auch andere Zugänge zur Natur (spirituelle, ästhetische u.a.) hätten ihre Berechtigung. Sie seien aber ungeeignet, die Transformation unserer rechtlichen Institutionen anzustoßen.
Das Buch gliedert sich in drei Teile. In Teil Eins wird mit dem Gütereigentum eine Alternative zur Standardtheorie des Sacheigentums entwickelt. In Teil zwei erklärt Wesche, warum und welche kodifizierten Eigentumsrechte ihr zustehen und warum dafür der Status eines Rechtssubjekts erforderlich ist. Für die Begründung ökologischen Eigentums und eigene Rechte müsse lediglich angewendet werden, was die bestehende Rechtspraxis bereits kennt und anwendet. In Teil drei baut Wesche auf den Rechten der Natur das Eigentums-theoretische Argument ökologische Nachhaltigkeit auf.
Seine spannenden Thesen kann man vorab einem Interview entnehmen, das er im Rahmen der DLF Philosophie-Podcast-Serie „Sein und Streit“ gab.