Das Naturparlament: Claus Leggewies Vision einer politischen Teilhabe der Natur

Innenansicht eines Parlaments, in dem Abgeordnete sowie Tiere, Pflanzen und Pilze vertreten werden und ihre Anliegen über Vertreter*innen einbringen können. Das Parlament ist von Vegetation bewachsen und vermittelt eine natürliche Atmosphäre.
Naturparlament in Aktion: Abgeordnete und Natur-Entitäten vereint

Der Politologe Claus Leggewie präsentiert in einem äußerst sehenswerten Beitrag auf Das Erste in der ARD Mediathek seine Vision eines Naturparlaments. Angesichts des menschengemachten Klimawandels und des fortschreitenden Artensterbens, die die Erde an ihre Belastungsgrenzen bringen, fordert Leggewie entschiedenes Handeln und einen umfassenden ökologischen Wandel in der Politik. Sein Vorschlag umfasst die Einrichtung eines Naturparlaments, das nichtmenschlichen Entitäten wie Tieren, Pflanzen und Ökosystemen ein Mitspracherecht in politischen Entscheidungsprozessen einräumt. Leggewie betont, dass im Diskurs über Umwelt-, Klima- und Artenschutz auch die betroffenen Entitäten, deren Lebensräume gefährdet sind, angemessen repräsentiert werden sollten. Die Menschheit trägt die Verantwortung, ihre menschenzentrierte Perspektive zu überwinden und die Natur als gleichwertige Partnerin auf Augenhöhe anzuerkennen.

Leggewie diskutiert in seinem Beitrag auch die Möglichkeit, dass künstliche Intelligenz eine Rolle bei der Vertretung der Natur spielen könnte, und wirft die Frage auf, ob diese die Natur besser vertreten kann als Politiker*innen?

In diesem Zusammenhang möchten wir auf den Avatar „Themis“ vom Wiener Designerteam Mischer’Traxler hinweisen. Themis ist ein Avatar – eine digitale Person, die die Natur vertritt und für sie zu uns spricht. Themis fordert eine Reform des Grundgesetzes, die die Würde der Natur anerkennt und ihr ein Recht auf Leben zuspricht. Der Avatar ist noch bis zum 13. Oktober in der Bundeskunsthalle in der Ausstellung „Für alle! Demokratie neu gestalten“ zu sehen oder in diesem Video. Eine Weiterentwicklung von Themis in Form von KI, wie von Leggewie angedacht, eröffnet spannende Perspektiven.

Auch ohne KI gibt es bereits faszinierende Projekte und Umsetzungen. Das Projekt „Organismendemokratie“ in Berlin skizziert ein politisches System, in dem alle Lebewesen eines Staatsgebiets Bürger*innen mit gleichen Rechten sind. Dieses Konzept bietet neue Ansätze für Demokratie und Naturschutz.

Claus Leggewie unterstützt damit politische Ansätze, die von verschiedenen Autoren und Initiativen schon länger diskutiert werden. Die Frage, wie die Rechte der Natur institutionalisiert werden könnten, wird insbesondere in dem Buch Zoopolis sowie in den Vorschlägen behandelt, die Dr. Georg Winter in seinem Biokratie-Konzept vorgelegt hat.


Quellen

Dörwang, R. (2024, 26. August). Die Welt retten – Claus Leggewie fordert ein Naturparlament. Das Erste. Abgerufen am 27. August 2024

Das Erste. (2024, 25. August). Über die Vision politischer Teilhabe der Natur [Video]. ttt – titel, thesen, temperamente. Abgerufen am 27. August 2024

Bild: Erstellt durch Künstliche Intelligenz

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