„Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“: Plädoyer für eine mitfühlende Naturwissenschaft
„Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ lautet der Titel des inzwischen mit vielen Preisen ausgezeichneten Sachbuchs, das kürzlich im C. Bertelsmannverlag erschienen ist. Die Historikerin Andrea Wulf die u.a. für »New York Times«, »Wall Street Journal«, »Guardian« und »The Atlantic« schreibt, hat eine umfassende Werkbeschreibung und Einordnung des Naturforschers Alexander von Humboldt vorgelegt. Sie macht deutlich, dass Humboldts Naturbegriff sich von dem Verständnis und der Vorgehensweise vieler „moderner“ Naturwissenschaftler unterscheidet. Die Autorin arbeitet heraus, dass Humboldt bezweifelte, dass man dem Erkenntnisgegenstand Natur gerecht werden kann, wenn man sie als Erkenntnisgegenstand als etwas vom Beobachter Getrenntes ansieht. Ein Gedanke, der von der Quantenphysik heute geteilt wird.
Humboldt wusste: Mensch und Natur sind nicht nur auf einander angewiesen, sie sind Teil ein lebendigen Ganzen, das (als Erkenntnisgegenstand) untrennbar mit einander verbunden ist. Alles in der Natur hängt mit allem zusammen und ergibt in seiner Gesamtheit ein lebendiges Ganzes (Ökosystem).
Andrea Wulf beschreibt, wie akribisch dieser Universalgelehrte in seinem bemerkenswert langen Leben Wissen zusammengetragen hat und nicht nur die Natur, sondern auch den Umgang des Menschen mit der Natur und die Folgen menschlichen Eingriffe analysierte. Er war ein entschiedener Gegner des Kolonialismus und dessen Folgen für Natur und Mensch, sprach sich gegen Monokulturen, Übernutzung natürlicher Ressourcen, Ausbeutung, westliche Arroganz und für eine kleinbäuerliche Landwirtschaft aus. Kann man moderner sein?
Bibliografische Angaben:
Andrea Wulf, Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur
Aus dem Englischen von Hainer Kober
Originaltitel: The Invention of Nature
Originalverlag: John Murray (Hachette), London 2015
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 560 Seiten, 15,0 x 22,7 cm
8 S. Farbbildteil, ca. 70 s/w-Abb. im Text, 3 Karten
ISBN: 978-3-570-10206-0
€ 24,99 [D] | € 25,70 [A] | CHF 33,90* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: C. Bertelsmann
Erschienen: 11.10.2016