Rechte der Natur in den Niederlanden: Rückblick auf das Netzwerktreffen mit Laura Burgers

Am 12. Februar fand ein inspirierendes Netzwerktreffen mit der niederländischen Juristin und Professorin Laura Burgers statt, das von Dr. Matthias Kramm moderiert wurde. Im Mittelpunkt stand der Austausch über die Rechte der Natur, wobei insbesondere der Fokus auf die aktuellen Entwicklungen und Initiativen in den Niederlanden und Deutschland gelegt wurde.
Laura Burgers gab einen faszinierenden Überblick über die vielfältigen Aktivitäten und Ansätze, die darauf abzielen, die Rechte der Natur zu stärken – von künstlerischen Kollektiven bis hin zu politischen Kampagnen und rechtlichen Innovationen. Die Präsentation zeigte eindrucksvoll, wie kreativ und unterschiedlich diese Bewegung in den Niederlanden vorangetrieben wird.
Botschaft der Nordsee: Ein Paradigmenwechsel in der Denkweise
Ein bemerkenswerter Teil des Vortrags war die Vorstellung der "Botschaft der Nordsee". Dieses Kollektiv aus Künstlern, Philosophen, Politikern und Akademikern hat das Ziel, ein radikal neues Denken über unsere Beziehung zur Natur anzuregen. Im Gegensatz zu vielen Initiativen, die vor allem auf eine rechtliche Verankerung der Rechte der Natur setzen, geht es bei der Botschaft der Nordsee um die politische Vertretung der Nordsee und einen damit verbundenen Paradigmenwechsel. Durch die Organisation von Treffen europäischer Wasserstellen wird ein Netzwerk von Aktivisten für Wasserrechte in ganz Europa geschaffen.
Stichting Rechten van de Natuur: Anerkennung der Rechte der Natur auf dem Papier
Ein weiteres zentrales Thema war die Stichting Rechten van de Natuur, die von Jessica den Outer gegründet wurde. Diese Organisation verfolgt einen eher traditionellen NGO-Ansatz und setzt sich für die rechtliche Anerkennung der Rechte der Natur auf offizieller Ebene ein. Auf ihrer Webseite bietet die Stiftung eine Datenbank mit verschiedenen Initiativen in den Niederlanden an und organisiert Veranstaltungen, die den Dialog über die Rechte der Natur fördern.
"Wald, der sich selbst gehört": Ein innovatives Projekt
Ein besonders spannendes Projekt wurde ebenfalls vorgestellt: "Bos dat van zichzelf is" – der Wald, der sich selbst gehört. Hierbei handelt es sich um eine Gruppe junger Menschen, die ein Stück Wald gekauft und festgelegt haben, dass dieser Wald sich selbst gehört. Mit dieser Initiative zeigen sie auf, wie die Rechte der Natur praktisch umgesetzt werden können, ohne auf staatliche Interventionen warten zu müssen. Sie nutzen bestehendes Recht auf innovative Weise und schaffen damit eine neue Form der Eigentümerschaft.
Zoop – Natur im Vorstand vertreten
Ein weiteres Beispiel für kreative Governance-Modelle ist Zoop, eine Initiative des Museums Het Nieuwe Institut in Rotterdam. Hier wurde in Zusammenarbeit mit einer Anwaltskanzlei ein Modell entwickelt, bei dem im Vorstand einer Organisation eine Person sitzt, deren einzige Aufgabe es ist, die Natur zu vertreten. So wird ein echter Platz für die Natur in der Entscheidungsfindung geschaffen.
Gemeinde Eijsden-Margraten – Eine bahnbrechende Entscheidung
Laura Burgers hob besonders die Gemeinde Eijsden-Margraten hervor, die als erste in den Niederlanden die Rechte der Natur innerhalb ihres Gemeindegebiets anerkennen möchte. Momentan wird noch diskutiert, wie diese Rechte konkret operationalisiert werden können – ein wichtiger Schritt für die Bewegung in den Niederlanden.
Kampagnen für Naturgebiete und politische Unterstützung
Neben diesen Initiativen gibt es auch verschiedene Kampagnen, die sich für die Rechte bestimmter Naturgebiete starkmachen. Eine Kampagne fordert beispielsweise, dem Fluss Maas die Rechtspersönlichkeit zu verleihen, während sich eine andere Kampagne für die Rechte des Wattenmeeres einsetzt. Die Unterstützung durch Juristen und Politiker wächst, was der Bewegung zusätzliche politische Rückendeckung gibt.
Die politische Unterstützung ist besonders unter den linken Parteien spürbar. So arbeitet die Partei für die Tiere an Gesetzesentwürfen, die die Rechte der Natur in der Verfassung verankern sollen.
Herausforderungen und Mobilisierungskraft
Doch trotz dieser positiven Entwicklungen gibt es auch Herausforderungen. Laura Burgers sprach von einer noch bestehenden Vollzugslücke im Umweltrecht, die auch durch die Anerkennung der Rechte der Natur nicht automatisch geschlossen werde. Außerdem sei die Bewegung für die Rechte der Natur insgesamt noch relativ klein, auch wenn die Stiftung Rechten van de Natuur eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung spielt.
Dennoch zeichnete Laura Burgers ein positives Bild: Es gibt eine wachsende Anerkennung für die Idee, dass die Natur eigene Rechte haben sollte. Die Bewegung ist kreativ, vielfältig und von einer starken Innovationskraft geprägt. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, wie erfolgreich diese Initiativen und Projekte die Rechte der Natur in der Gesellschaft verankern können.
Insgesamt war das Netzwerktreffen ein wichtiger Schritt, um den Austausch zu intensivieren und die Rechte der Natur sowohl in den Niederlanden als auch in Europa weiter voranzutreiben.